Was ist das eigentlich?

Nun, man könnte sagen, das Schmerzgedächtnis funktioniert nicht anders, wie ein normales Gedächtnis. 

Wir erleben im Laufe unseres Lebens Situationen und Erfahrungen- positive wie negative- und wenn wir dann täglich mit Situationen konfrontiert werden vergleicht unser Gedächtnis oder Bewusstsein diesen eingehenden „Input“ mit abgespeicherten Erfahrungswerten.

So verhält es sich auch bei dem Schmerzgedächtnis. Sich wiederholende Schmerzreize hinterlassen Merkmale in unserem Nervensystem, diese werden als Schmerzerfahrung abgespeichert. Bei akutem Schmerz vergleicht unser Gehirn nun den akuten Schmerz mit seinen Schmerzerfahrungen und nimmt eine Bewertung vor. 

Zur Information: dies geschieht wie bei allen anderen „Inputs“, die unser Gehirn täglich in zigtausendfacher Form fordern, in Millisekunden, wir selbst nehmen diese Bewertung gar nicht wahr. Aber wie ich im letzten Teil ja schon ausgeführt habe, ist Schmerz ein Warnsignal, ein Schutzmechanismus- das erfordert zum Teil auch mal schnelles Handeln, um sich vor einer Verletzung zu bewahren.

Durch den empfundenen Schmerz geschieht es häufig, dass man sein Verhalten und seine Bewegungsformen einschränkt, sich schont, um eine Intensivierung des Schmerzes zu vermeiden.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich durch die immer wiederholenden Schmerzreize die benutzten Nervenbahnen erregbarer werden, was bedeutet, dass man mit der Zeit empfänglicher für Schmerzen wird und man viel eher einen Schmerz verspürt, als man es vielleicht zu Beginn einer Erkrankung getan hat.

Nun kommt die mentale Komponente hinzu. Stellen Sie sich vor, Sie haben seit Tagen Schmerzen. Sie schlafen deswegen schlecht, nehmen bei fast allen Bewegungen eine Schonhaltung ein und sind gar nicht mehr sie selbst. Dies führt zu einem immensen Stress. Der Körper schüttet aufgrund dessen verschiedene Neurotransmitter aus, was die Situation noch mehr verschlechtert. Denn nun ist der Muskeltonus, also die Spannung im Muskel zusätzlich erhöht und vermehrt den Schmerz durch muskuläre Verspannung und innere Anspannung. 

Sie haben Ängste. Ängste vor dem Schmerz und davor, dass er nicht mehr weggeht oder sogar schlimmer wird. Selbst wenn Sie durch Medikation oder andere Maßnahmen mal schmerzfrei sein sollten, entsteht bei manchen Menschen eine Art „Erwartungshaltung“, dass bei bestimmten Situationen der Schmerz wieder auftritt.

Der Schmerz ist mehr als nur eine Wahrnehmung, die auf Signalen der Nervenfasern beruht, die an das Gehirn weitergeleitet werden. Der Schmerz ist auch von unserer Motivation, unserer aktuellen Einstellung geprägt.  So können Schmerzen durch seelische Belastungen ausgelöst oder auch verstärkt werden.

Es kann sich mit der Zeit hieraus ein chronischer Schmerz, eine eigenständige Erkrankung, entwickeln. Manche Menschen empfinden Schmerzen, obwohl gar keine organische Ursache hierfür gefunden werden kann. Bilden sich diese Menschen die Schmerzen nur ein?

Nein, man kann ganz klar sagen, dass diese Menschen den Schmerz tatsächlich empfinden. Leider ist dies in unserer Gesellschaft noch nicht so bekannt und wird daher auch erst Recht selten vom eigene Umfeld anerkannt. Bis die Betroffenen die Diagnose „Chronische Schmerzen“ erlangen, liegt ein langer Leidensweg mit vielen Hürden hinter ihnen. Oft verpönt und als Hypochonder betitelt, so dass sie an sich selbst zweifeln und zu glauben beginnen, dass niemand sie ernst nimmt.

Und wenn diese Diagnose steht, dann fängt eigentlich der Weg der Therapie erst an und dieser Weg benötigt häufig viel Zeit.

Ich nehme diese Menschen ernst, daher, wenn Sie unter chronischen Schmerzen leiden und Fragen dazu haben oder Hilfe suchen, wenden Sie sich vertrauensvoll an mich!

Bis zum nächsten Blog, herzlichst ihre 

Renate Münz